Wallonisch-Niederländische Kirche
Die Wallonisch-Niederländische Kirche an der Französischen Allee ist ein ganz besonderes Zeugnis der Hanauer Stadtgeschichte. Ihre Errichtung wurde mit der Ansiedlung wallonischer und niederländischer Glaubensflüchtlinge gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Hanauer Neustadt in Angriff genommen. Nach acht Jahren Bauzeit konnte die mächtige Doppelkirche im Jahr 1608 eingeweiht werden. Bis zu ihrer Zerstörung am 19. März 1945 durch einen Fliegerangriff stellte sie durch die bauliche Verbindung von zwei Gotteshäusern in einem das Symbol der religiösen Einheit der Neubürgerinnen und Neubürger dar. Nach der Zerstörung wurde die Niederländische Kirche in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut, während die Ruine der größeren Wallonischen Kirche mit einem Kunstwerk von Walter Kromp als Mahn- und Gedenkstätte an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnern soll. Dem Gründer der Hanauer Neustadt, Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg, ist vor der Kirche ein Denkmal gewidmet. Die Kirche steht aber nicht nur für die Geschichte wallonischer und niederländischer Glaubensflüchtlinge sowie die Gründung von Neu-Hanau mit all seinen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Ausstrahlungen. Das Gebäude hat auch Sportgeschichte geschrieben: Hier wurde am 3. April 1848 während des ersten allgemeinen Deutschen Turntages der Deutsche Turnerbund gegründet. Genutzt wird die Wallonisch-Niederländische Kirche nicht nur von ihrer regen Kirchengemeinde, auch die Kathinka-Platzhoff-Stiftung ist hier mit einer Familienakademie vertreten. Auf dem mit einer Grünanlage und vielen Verweilmöglichkeiten neu gestalteten Platz um die Kirche ist das Kunstwerk „Neustadtplan“ von Claus Bury sehenswert – eine mit steinernen Sitzbänken stilisierte Darstellung, die den Grundriss der 1597 gegründeten Hanauer Neustadt nachempfindet.
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